Theater ist für uns selbstverständlich ein Teil des kulturellen Lebens. In vielen anderen Teilen der Welt jedoch nicht. So auch in Palästina, wie ich auf einer Reise feststellen musste. Hier müssen die Menschen sich oft erst mit anderen Problemen befassen.
In Palästina ist die Theater-Kultur nicht so ausgeprägt wie bei uns – oft gibt es in den großen Städten gar kein Theater und wenn, dann ist es nicht besonders bekannt, da ein Theater-Besuch ein Luxus ist, den sich nur wenige leisten können.
Nicht aber so in Hebron. Die Stadt, in der die israelische Präsenz in Palästina am stärksten ist, leuchtet mit einem Theaterprojekt im Kulturbereich.
Überwachung und Theater
Wenn man in Hebron durch die Altstadt läuft, dann sieht man immer wieder Überwachungskameras, Überwachungstürme und man kommt immer wieder an Kontrollpunkte, die von israelischen Soldaten bewacht werden. Die Straße, die einst das Herz der arabischen Stadt darstellte, scheint heute wie tot. Alle Geschäfte sind geschlossen, nur ein paar israelische Siedler wohnen nun hier und noch viel weniger palästinensische Familien, die ihr Zuhause einfach nicht aufgeben wollten.
Das Konfliktpotenzial hier ist sehr groß, das merke ich besonders während einer Tour mit einem Palästinenser: Er hält vor drei Soldaten an und erzählt uns, wie unfair die Soldaten oft mit den Palästinensern umgehen. Da mischt sich einer der Soldaten in das Gespräch ein und behauptet, dass das, was unser Guide erzählt, nicht wahr sei. Er beginnt uns von seinen "heldenhaften Taten" zu berichten, wie er sagte.
Wer hier Recht hat, das ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich beide, der Soldat war womöglich tatsächlich jemand, der sich für Recht eingesetzt hat. Fotos und Berichte aus der Vergangenheit, beweisen jedoch, dass es vor ihm andere Soldaten gab, die nicht nach den gleichen moralischen Grundsätzen gehandelt haben, wie er.
Viele Menschen in Hebron haben darunter gelitten, ihr Haus zu verlieren, teilweise sogar gedemütigt zu werden.
Theater hilft jungen Palästinensern
Um vor allem den jungen Palästinensern, die unter der aktuellen Situation und an schlimmen Erinnerungen leiden, Hilfe zu bieten, führt das YES-Theatre verschiedene Projekte durch. Alle Projekte haben gemeinsam, dass sie den Jugendlichen helfen sollen, ihre Situation zu reflektieren, Gedanken zu teilen und neue Kraft zu gewinnen, um für ein friedliches Leben zu kämpfen.
Das Projekt Play4Kids soll jungen Menschen in Hebron ermöglichen, ein Theater zu besuchen und mit Hilfe der Stücke ihre alltäglichen Probleme zu reflektieren. Die aufgeführten Stücke befassen sich konkret mit der Lebenssituation neben israelischen Siedlungen und regen die Besucher zum Denken an.
Jugendliche werden Künstler
Mit dem Projekt Kids4Kids soll Jugendlichen die Möglichkeiten gegeben werden, selbst mal auf der Bühne zu stehen und Künstler zu werden. In der Gruppe diskutieren sie Themen, die sie bewegen und später erarbeiten sie gemeinsam ein Theaterstück. So lernen die Jugendlichen auf eine ganz andere Art, ihre Probleme und ihre Situation zu überdenken. Durch das intensive Auseinandersetzen mit dem Stück, gewinnen die Teilnehmer des Projekts eine neue Sicht auf ihre eigene Situation und die im Stück thematisierten Probleme.
Im Gebäude vom YES-Theatre befindet sich auch eine Bibliothek, die ehemaligen Teilnehmern der Projekte zur Verfügung steht. Sie haben ein Ehemaligen-Netzwerk gebildet, das immer weiter wächst. Auch bei der Suche nach einem Job, wenn das Studium einmal beendet ist, hilft das Netzwerk des YES-Theatre. Dies ist in Palästina, einem Land, das beruflich fast keine Perspektiven bietet, eine wichtige Grundlage dafür, am Arbeitsmarkt unterzukommen. Die Idee des Yes-Theatres ist, jugendliche "Leader" für die nächste Generation auszubilden.
Austausch mit der Welt und Kulturen
Um sich ihre Unabhängigkeit zu sichern, finanziert sich die Nicht-Regierungs-Organisation mit Spenden vieler verschiedener Spender aus der ganzen Welt. Mit ihren Theaterproduktionen nimmt das YES-Theatre auch an internationalen Festivals teil. Der interkulturelle und internationale Austausch wird sehr hoch geschätzt, weshalb auch Freiwillige und Praktikanten immer herzlich willkommen sind.
In Zukunft möchte das YES-Theatre gerne auch deutsche Freiwillige aufnehmen, um von den Freiwilligen zu lernen, aber auch um den Freiwilligen zu zeigen, was es bedeutet, in Palästina zu leben. Denn oft haben die keine Idee vom Leben in dem arabischen Teil des Heiligen Landes.
Internetseite des YES-TheatreYES-Theatre bei Facebook
Ein youNEWS-Beitrag von
Veröffentlicht am
6. Oktober 2015
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