Seit September berichte ich in meinem Blog museumschallenge.wordpress.com über Museen in Düsseldorf und Umgebung. Meine Artikel könnt ihr ab sofort auch übers Jugendportal Youpod verfolgen. Diese Woche: das Goethe-Museum.
Mehr als tausend Mal bin ich nun schon am "Schloss Jägerhof" vorbeigefahren. Das kleine rosafarbene Lustschlösschen in Rokoko-Stil liegt nahe der Innenstadt gegenüber des Hofgartens. Es beherbergt seit 1987 das Goethe-Museum. Obwohl ich schon mein ganzes Leben lang in Düsseldorf wohne, in diesem Literaturmuseum war ich noch nie.
Thema des Museums ist das Leben und Werk des Dichters und Schriftstellers Johann Wolfgang von Goethe. Teuer ist der Eintritt nicht. Vier Euro (ermäßigt zwei) muss man für den Besuch investieren. Was kann man dafür erwarten? Nachdem ich meine Karte an der Kasse erstanden habe, betrete ich gespannt den ersten Raum. Die Ausstellung ist thematisch in verschiedene Räume aufgeteilt. Der erste Raum setzt sich mit Goethes Leben auseinander, dargestellt anhand von Briefen und Bildern (natürlich keine Fotos, die gab es damals schließlich noch nicht), die meist als Kopie in Vitrinen präsentiert werden. Die anderen Räume setzen sich unter anderem mit Themen wie Goethes Italienreisen, seiner Freundschaft zu dem Düsseldorfer Friedrich Heinrich Jacobi sowie seiner Beziehung zu Friedrich Schiller und seinen Werken "Faust" und "Die Leiden des jungen Werthers" auseinander.
Eine Einführung in das Thema des Museums in Form von Überblickstexten oder ähnlichem gibt es nicht. Viel mehr muss der Besucher selbst einen Zugang zum großen deutschen Dichter Goethe finden. Ich krame verzweifelt in meinem Gehirn. Wer war nochmal dieser Goethe? Wie war das denn gleich mit seiner Italienreise? Und welche Werke hat er wann geschrieben? Dass meine Grundkenntnisse aus dem Deutsch-LK nicht ausreichen, um dem Inhalt wirklich folgen zu können, bemerke ich recht zügig. Ein Einstieg wird außerdem erschwert, weil die Vitrinen nicht chronologisch von links neben der Tür an der Wand entlanglaufen, sondern durcheinander stehen. Zwar sind sie nummeriert, was ich aber erst nach der vierten Vitrine gesehen habe. Welch ein Chaos.
Ausgestellt wird vor allem Flachware, hauptsächlich Briefe und Bilder. Dazu einige Büsten und das Modell von Goethes Wohnhaus. Wirklich aufregend sind die Objekte allerdings nicht. Natürlich ist das auch dem Thema des Museums geschuldet. Was kann man denn ansonsten in einem Literaturmuseum ausstellen. Die Texte zu den Exponaten liegen meist neben den Ausstellungsstücken in den Vitrinen. Ein bisschen unangenehm, weil man die ganze Zeit gebeugt ist, um den Text zu lesen. Rückenschmerzen sind die Folge. Angenehmer wäre es gewesen, wenn die Beschreibungen zu den Ausstellungsstücken an der Wand gehangen hätten.
Ganz anders präsentiert sich der Raum zu Goethes bedeutungsvollen Werk "Die Leiden des Jungen Werthers". Der Besucher wird mit dem Bild eines Waldes in Größe einer Leinwand begrüßt. An der Wand hängen Kopfhörer, durch die Besucher Ausschnitte aus dem Briefroman vorgelesen bekommen. Um das Thema mit allen Sinnen erfahrbar zu machen, gibt es sogar eine Klappe mit Waldgeruch. Am Ende zeigt ein Monitor verschiedene Inszenierungen des Werkes – zum Beispiel als Oper. Leider geht das Konzept nicht ganz auf. Anhand von kaputten oder fehlenden Kopfhörern wird deutlich, wie ungewohnt diese Art von Präsentation für das Museum ist.
Am Abend werde ich gefragt, welchen Inhalt die Ausstellung hatte. Obwohl ich alle Texte gelesen habe und wirklich interessiert am Thema war, konnte ich keine Antwort geben. Die Atmosphäre durch das wunderschöne Schloss war sehr schön und ich habe einen netten Nachmittag zwischen den Briefen, Werken und Bildern eines großen Dichters verbracht. Doch um dem Inhalt wirklich folgen zu können und thematisch etwas mitzunehmen, müssen große Vorkenntnisse vorhanden sein, die weit über Allgemeinbildung herausgehen.
Das Museum präsentiert Literaturfoschung auf höchstem Niveau. Der Besucher mit seinen Ansprüchen und Bedürfnissen spielt dabei leider nur sehr vereinzelt eine Rolle. Eine Empfehlung vergebe ich nur für große Literaturfreunde.
Noch mehr Tipps zu Museen in und um Düsseldorf gibt es in Lea Schrecks Blog "52 Wochen, 52 Museen – Meine Challenge": museumschallenge.wordpress.com.
Ein youNEWS-Beitrag von
Veröffentlicht am
31. März 2015
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