Niemand wusste vorher, was passieren würde. Der 15. Oktober war auserwählt worden. In Düsseldorf demonstrierten über 2000 Menschen.
Niemand wusste vorher, was passieren würde. Der 15. Oktober war auserwählt worden. Auch wenn es in den meisten Nachrichten so dargestellt wird, als seien die Demonstrationen von der New Yorker "Occupy Wall Street"-Bewegung nach Deutschland hinüber geschwappt, so stand der 15. Oktober doch bereits seit Mai dieses Jahres fest als "weltweiter Tag der Empörung". In Wahrheit ist es ein Zufall, eine Mischung aus „Democracia real YA!“ (Spanien) und "Occupy" (USA).
Nun sind also etwa 40.000 Menschen allein in Deutschland auf die Straße gegangen (weltweit in über 900 Städten werden es wohl weit mehr als eine Millionen gewesen sein), um ihrem Ärger über die "Macht der Banken und Konzerne" Luft zu machen. Das ist zwar nur die Hälfte der Zuschaueranzahl eines BVB-Heimspiels; aber darauf lässt sich aufbauen! Die Bewegung kommt in Deutschland ja gerade erst ins Rollen …
Selbst in meiner geliebten, dennoch teils sehr snobistischen und politisch verschlafenen, Heimatstadt Düsseldorf gingen (nach eigener Schätzung) rund 2000 Menschen demonstrieren. Vom Hauptbahnhof über die Friedrich-Ebert-Straße bis auf die Kö zog der heterogene Haufen. Jung und Alt, attac und Antifa (warum eigentlich?), Demoabonnent und Demoersti: Alle waren sie da. Auch einige Parteimenschen hatten den Weg gefunden, obwohl im Vorhinein explizit darum gebeten wurde, dass auf Parteisymbolik verzichtet werden solle.
Zunächst verlief alles sehr ruhig. Zu ruhig. Man hätte meinen können, es handele sich um einen Trauerzug, der die derzeitige politische Situation zu Grabe trägt. Doch dann erreichte die stetig wachsende Menschenmasse ("Leute, lasst das Glotzen sein! Reiht euch in die Demo ein!") die Deutsche Bank auf der Düsseldorfer Prachtmeile, der Königsallee. Vor dem mit Gittern und von PolizistInnen verriegelten Gebäude bot sich die Möglichkeit, das "offene Mikrofon" zu nutzen. Vom hauptberuflichen Aktivisten bis zum enttäuschten Unternehmer trug ein Dutzend DemoteilnehmerInnen persönliche oder allgemeine Anliegen vor.
Nach einer halben Stunde ging es weiter bis zum Graf-Adolf-Platz, wo es bei schönster Oktobersonne wie auf dem Puerta-del-sol-Platz in Madria zuging. Erneut durfte jede und jeder einen Redebeitrag leisten. Bei Zustimmung hob man die Arme und wedelte mit diesen in der Luft. Bei Meinungsverschiedenheit kreuzte man die Arme. Und wenn man den Redebeitrag für überflüssig oder unpassend hielt, so machte man Däumchendrehen mit den Unterarmen (wie soll ich es sonst beschreiben? LiebeR LeserIn, komm doch einfach mit zur nächsten Demo. Dann weißt du, was ich meine!)
Danken möchte ich den Menschen, mit denen ich zusammen demonstriert habe, und besonders Nazli für die Bereitstellung der Bilder.
Über den weiteren Verlauf der Bewegung werde ich in unregelmäßigen Abständen über diesen Blog informieren. Verfolgt die facebook-Seiten der Bewegung! Einfach "Echte Demokratie Jetzt! + Deine Stadt" oder "Occupy + Deine Stadt" eingeben und zu den Veranstaltungen gehen!
Enden möchte ich mit einem Auszug aus dem Manifest der spanischen Bewegung vom 15. Mai:
"Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du. (…) Einige von uns bezeichnen sich als aufklärerisch, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich um uns herum präsentiert. (…) Ich glaube, dass ich etwas ändern kann. Ich glaube, dass ich helfen kann. Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können. Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht."
An alle aus Düsseldorf und Umgebung: Ab sofort findet jeden Tag um 19 Uhr eine Vollversammlung ("Asamblea") am Martin-Luther-Platz statt! Außerdem soll jeden Samstag ab 13 Uhr vom Düsseldorfer Hbf aus demonstriert werden.
Nachtrag: Auch die Rheinische Post berichtet. Zum Inhalt der Demo reicht ihr ein Satz. Die Schätzung der TeilnehmerInnenzahl gleicht der meinigen (2000). Und der Protest zeigt Wirkung – siehe den aktuellen Titelbericht von SPIEGEL ONLINE. Nachtrag #2: Neben meinem Beitrag wird auch hier und hier über die Demo gebloggt. Nach Polizeiangaben haben sogar 2500 Menschen am Samstag an der Düsseldorfer Demo teilgenommen. Es kann also von bis zu 3000 Menschen ausgegangen werden.
Dieser Beitrag wurde auch unter http://leomayatepek.blogspot.com/2011/10/der-15-oktober-ein-ruckblick-auf-die.html veröffentlicht.
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Veröffentlicht am
18. Oktober 2011
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