Am Montag, den 10. November, riefen die Mahn- und Gedenkstätte sowie verschiedene Schulen in Düsseldorf-Eller zum gemeinsamen Erinnern auf. Ihre Erinnerung galt den verfolgten jüdischen Menschen während der Novemberpogrome in Düsseldorf. Diese fanden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 statt. In ganz Deutschland brannten Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen wurden gejagt, geschlagen, verhaftet und ermordet.
Die Route des Gedenkspaziergangs führte entlang der Gumbertstraße und endete mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Michael.
Doch was ist in Düsseldorf passiert?
Allein in Düsseldorf kam es zu über 450 Überfällen auf Wohnungen und Gewerkschaftsräume, mindestens 70 Menschen wurden verletzt und 13 ermordet. Der diesjährige Gedenkspaziergang bezog sich auf die Ereignisse in Düsseldorf-Eller und Lierenfeld. In Eller waren es neun Täter, von denen nur fünf später bestraft wurden; der Rest floh vor dem Prozess. Die für die Prozesse nötigen Zeug*innenaussagen widersprachen sich oder waren nicht mehr möglich, da einige Zeug*innen ebenfalls getötet worden waren. Die Bewohner*innen der betroffenen Straßen mussten das durch die SS verursachte Chaos anschließend selbst beseitigen.
Wie gestalteten die Kinder und Jugendlichen das Erinnern?
Durch das Hineinversetzen in die Betroffenen – ihre Gefühle, Ängste und Fragen – sowie durch das Erzählen einzelner Schicksale versuchten die Schüler*innen, den Teilnehmenden das Leid und die Brutalität der Novemberpogrome näherzubringen. Ihre Reden waren geprägt von Zukunftsängsten und der Sorge, dass sich die Geschichte wiederholt, von Unglauben über die Taten, von Verzweiflung, aber auch von einer gewissen Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Häufig äußerten sie den Wunsch nach einem toleranten, respektvollen und vielfältigen Miteinander.
Im Voraus hatten sie in Zusammenarbeit mit einem Künstler Schaufenster gestaltet, die zu den vorgestellten Schicksalen passten und die Teilnehmenden emotional berührten.
Die 160 beteiligten Schüler*innen kamen aus verschiedenen Jahrgängen – von Klasse 6 bis 13. Auch unter den Besucherinnen des Gedenkspaziergangs war die Altersspanne groß: Von Eltern mit kleinen Kindern über Lehrkräfte bis hin zu Senior*innen waren alle Generationen vertreten.
Eine ehemalige Praktikantin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf führte gemeinsam mit den Teilnehmenden eine bewegende Gedankenreise durch. Dabei versetzte sie die Menschen in die Perspektive der Opfer und stellte die Frage, wie man selbst in einer solchen Situation gehandelt hätte: Hätte man geholfen oder weggeschaut – so wie die meisten Anwohner*innen der betroffenen Straßen? Gleichzeitig machte sie deutlich, dass Widerstand gefährlich war und ein Nicht-Handeln daher nachvollziehbar sein kann.
Für viele steht fest: Erinnern heißt Kämpfen. Sowohl die Aufklärung als auch das aktive Einsetzen gegen solche Entwicklungen in der Gegenwart sind essenziell für den Schutz unserer Freiheit.
Autor*innen: Charlotte Eisel, Sidney Mertens





