Sie sind weit weg von ihrer Heimat und trotzdem: Die Wohnung der jungen Geflüchteten ist ausgestattet wie ein richtiges Zuhause. In der Wohngruppe der Diakonie leben minderjährige Flüchtlinge, die ohne ihre Familien nach Düsseldorf gekommen sind.
Mit Fortuna in Düsseldorf angekommen
Wie heimisch sich manche der Jugendlichen schon fühlen, sieht man in einem Zimmer ganz schnell. Über dem hellen Schreibtisch hängt eine Deutschland-Fahne, links davon eine Fortuna-Fahne. Auf dem Boden steht eine Akustik-Gitarre.
Dass sich der Junge so heimisch fühlt, war nicht immer möglich. Im vergangenen Jahr waren er und seine neuen Mitbewohner noch in Turnhallen oder Zeltlagern untergebracht. Sie hatten viel Freizeit, aber noch nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und damit auch wenig Kontakt zu anderen Düsseldorfern. Die Sprache lernten sie nur langsam.
Sprache lernen in der Schule und danach
Aber um sich hier ein Leben aufzubauen, müssen die Jugendlichen die Sprache gut beherrschen. Zwischen den Muttersprachen der Jungs, Afghanisch und Arabisch, hört man mittlerweile oft deutsche Wörter. Die Sprache lernen sie jetzt in der Schule. Alle gehen in internationale Klassen mit anderen Geflüchteten.
Aber auch in der Freizeit lernen die Freunde weiter. Kommt man ins Wohnzimmer und lässt seinen Blick schweifen, fällt einem direkt eine große graue Couch auf. Genug Platz um zu entspannen gibt es ihr allemal, aber auch zum Lernen ist genug Platz vorhanden. Auf der linken Seite ist ein Durchgang zu einem Gemeinschaftsraum. In einer Ecke dieses Raumes hängt ein Plakat. Darauf stehen verschiedene deutsche Wörter, die die Jugendlichen im Alltag gebrauchen können.
Freizeit, Sport und Hobbys
Freizeit bedeutet aber nicht nur weiter lernen. Sport spielt eine zentrale Rolle im Leben der Jungs. Fußball spielen die Freunde alle gerne. Aber auch Ringen, Basketball und im Moment vor allem Kraftsport sind gefragt bei den Jugendlichen. Sportvereine sind enorm hilfreich für sie, beim Auspowern können sie Freunde finden und auch weiter an ihren Sprachkenntnissen arbeiten.
Düsseldorf erkunden
Wenn man an der grauen Couch im Wohnzimmer vorbeiläuft, gelangt man durch eine Tür in den Garten. Auf der rechten Seite stehen einige Fahrräder, mit denen sie die Stadt erkunden können, um sich schneller zu Recht zu finden. Auch das hilft beim Deutsch lernen, denn wenn die Jugendlichen unterwegs sind, müssen sie sich ständig mit der Sprache auseinandersetzen.
Trotzdem finden sie vieles noch ungewohnt und fremd. Das fängt schon beim Alltäglichen an. Sie sprechen mittlerweile zwar gut Deutsch, finden aber die deutschen Texte immer noch ungewöhnlich. Jeden Tag haben sie deutsche Bücher in der Hand. Als sie für ein Foto-Projekt ihr neues Leben aufnehmen sollten, fotografierten sie aber trotzdem eine Buchseite als etwas Neues und Fremdes.
Handy – der Kontakt zur Familie
Schule, Sport und Lernen – auf den ersten Blick scheint es so, als ob die Jugendlichen ein “normales” Leben führen. Ihre Sorgen sind aber unvorstellbar. Ihre Familien leben immer noch in den Krisen- und Kriegsgebieten. Ihr Handy ist daher für die Jungs sehr wichtig, da es die einzige Chance ist, über Messenger oder soziale Netzwerke mit Familienangehörigen Kontakt zu haben und herauszufinden, wie es ihnen geht.
Der Kampf mit der Erinnerung
Aber auch die Jugendlichen selber haben viel Schlimmes durchgemacht und haben mit Problemen zu kämpfen. Ihre Vergangenheit verfolgt sie. Einige von ihnen befinden sich in psychatrischer Behandlung, andere reden nur ab und an mal darüber. In der Wohngruppe haben sie die Chance, mit Hilfe der Betreuer ein neues Leben aufzubauen.