Düsseldorf war einst ein Zentrum für die queere Szene, doch diese wurde im Nationalsozialismus systematisch zerschlagen. Über 400 Männer wurden nach Paragraph 175, der “homosexuelle Handlungen” unter Strafe stellte, in Düsseldorf verhaftet – mehr als in jeder anderen westdeutschen Stadt.

Queere Frauen fielen zwar nicht unter diesen Paragraphen, die Nationalsozialist*innen verfolgten sie aber ebenfalls, in Konzentrationslagern wurden sie oftmals mit dem Schwarzen Winkel als “Asoziale” gekennzeichnet, und auch trans* Personen blieben von der Gewalt nicht verschont.

An all diese Menschen erinnerte die Stadt Düsseldorf dieses Jahr am Samstag, den 28. Juni, zum ersten Mal mit einem offiziellen Gedenktag, der von nun an jährlich am 28. Juni stattfinden soll. Um 14 Uhr versammelten sich queere Menschen und Allies zu einer Kranzniederlegung auf der Apollo-Wiese am Erinnerungsort für die queere Community, “Ein seltsam klassisches Denkmal”, das seit 2021 das Stadtbild ergänzt. Vor Ort hielten Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie für NRW und Petra Bosch vom LSBTQI+-Forum Düsseldorf jeweils eine Rede.

Im Anschluss an die Kranzniederlegung präsentierte das Theaterkollektiv Düsseldrama unter der Leitung von Regisseur Marvin Wittiber die szenische Lesung “Allein im Rosa Winkel”, bei der junge Menschen gemeinsam an die nationalsozialistische Verfolgung queerer Personen erinnern und die Schicksale einzelner Düsseldorfer*innen ins Licht rücken. Darunter beispielsweise auch Carl Karduck, den die Nationalsozialist*innen als “Kopf eines homosexuellen Zirkels” bezeichneten und am 28. Juni 1937 im Alter von 23 Jahren festnahmen, der Beginn einer großen Verhaftungswelle in Düsseldorf. Das Datum des Gedenktages taucht auch in der Geschichte des Paragraph 175 auf. Mit der Verschärfung vom 28. Juni 1935 waren nicht mehr nur “beischlafähnliche Handlungen” Grundlage für eine Verhaftung, sondern ganz allgemein “homosexuelle Handlungen”. Da reichte mitunter schon ein falscher Blick.
Der 28. Juni ist außerdem für die internationale queere Community und weltweite Befreiungsbewegung ein bedeutungsträchtiger Tag, denn an diesem Datum begannen im Jahr 1969 nach einer Polizeirazzia in der queeren Bar “Stonewall Inn” in der Christopher Street in New York City die Stonewall Riots.

Der Gedenktag in Düsseldorf ruft zum Erinnern an die Opfer aus unserer Stadt, aber auch an alle anderen queeren Menschen, die unter dem NS-Regime verfolgt, misshandelt und ermordet wurden, auf. Ein wichtiges Zeichen in einer Stadt, deren queere Szene sich bis heute nicht ganz von der damaligen Gewalt erholen konnte.

Beitrag von: Ari

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Veröffentlicht am 8. Juli 2025
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