Beim Betreten des Bambi Filmstudios am Queer Monday hätte ich nicht gedacht, dass mich ein Fußballfilm auch emotional so abholen könnte – doch „Marinette“ (2023) hat genau das geschafft. Passend zur Zeit der Fußball EM der Frauen zeigte das Bambi am Montag, den 21. Juli 2025, das Biopic von Marinette Pichon, der ersten Fußballerin aus Frankreich, die in der US-amerikanischen Profiliga spielte.
Der Film nimmt uns mit in die 1980er Jahre, in Marinettes Kindheit. Schnell wird klar: Sie hat es nicht leicht – weder in der Schule noch zuhause. Und so können wir gar nicht anders als zu rooten für das kleine Mädchen, das endlich mit den Jungen aus dem Ort Fußball spielen darf. Der Beginn einer außergewöhnlichen Fußballkariere, die sie über die erste Liga in Frankreich und die französische Nationalmannschaft bis nach Philadelphia in die US-amerikanische Profiliga bringt.
Doch was nach einem erfolgreichen Höhenflug klingt, ist in Wirklichkeit viel komplexer. Gerade das hat mir besonders gut gefallen: Der Film wirkt echt, ohne ein glatt poliertes Bild zu zeichnen. Er zeigt den harten Konkurrenzkampf innerhalb eines Teams, die strukturellen Probleme im oft unterschätzten und unterbewerteten Frauenfußball und spricht auch Thematiken wie Queerness im Sport an.
Mehr als ein reiner Fußballfilm
Profivertrag in den USA, Torschützenkönigen, die Star-Spielerin aus Frankreich – Marinette Pichons Karriere steht zwar im Fokus, doch ihre Geschichte bietet noch viel mehr. Auch abseits des Sports muss sie ihre Identität und innere Stärke finden.
Von Anfang an erhalten wir einen intimen Einblick in ihre dysfunktionale Familie, geprägt von der Gewalt und Sucht ihres Vaters. Gleichzeitig zieht sich die enge Bindung zu ihrer Mutter wie ein roter Faden durch die Erzählung. Sie ist Marinettes größter Fan – ihr sicherer Hafen in schweren Zeiten.
Und dann ist da noch Marinettes Queerness, die auch im Sport eigene Hürden mit sich bringt. Der Film erzählt keine klassische Coming-Out-Geschichte; ihre lesbische Identität ist vielmehr ein Aspekt, der immer wieder zwischendurch auftaucht – mit Höhen und komplexen Tiefen. So sehen wir beispielsweise auch, wie sie selbst in eine missbräuchliche Beziehung mit einer Frau gerät.
Gerade in den persönlichen Momenten und Identitätsfragen, mit denen Marinette sich auseinandersetzen muss, habe ich großes Potenzial gesehen. Hier hätte sich der Film ruhig mehr Zeit nehmen können, um ihre Gefühlswelt und zwischenmenschlichen Beziehungen noch tiefer zu erkunden. Als queere Sportlerin, die in der Fußballwelt Geschichte geschrieben hat, ist Marinette definitiv ein Vorbild. Ihr Lebensweg bewegt und regt zum Nachdenken an. Nicht nur für Fußballfans ist „Marinette“ eine klare Filmempfehlung.
Lust auf mehr queeres Kino?
Im Rahmen des Queer Mondays zeigt das Bambi Filmstudio regelmäßig Filme, die queere Themen, Lebensgeschichten und Protagonist*innen in den Fokus rücken. Was das Format ausmacht, könnt ihr hier im Interview mit Nathan vom Bambi lesen.
Außerdem steht im September das jährliche Queerfilmfestival an – eine Woche lang queeres Kino aus aller Welt.
Für noch mehr Filme mit lesbischen Hauptfiguren könnt ihr jeden letzten Dienstag im Monat bei der Lesbian Movie Night von kom!ma e. V. vorbeischauen.