Mohnschnecken macht Mohammad am liebsten. Kuchen auch. Eigentlich alles, was süß ist. Deswegen freut er sich auch, dass er in einer Bäckerei arbeitet. Aber nicht nur deswegen. Mohammad ist geflüchtet, hat einen Job und nette Kollegen.

23 Jahre ist der Syrer alt. Eine Ausbildung hat er nicht. Doch das Glück in Düsseldorf relativ schnell einen Job bekommen zu haben. Seit einem Jahr ist er hier, seit März arbeitet er in der Stadtbäckerei Westerhorstmann in Reisholz.

Auch ohne Ausbildung brachte er Erfahrung mit. Auf seiner Flucht lebte er eineinhalb Jahre in der Türkei. “Es gab dort wenig Arbeit”, erinnert dich Mohammad. “In einer Bäckerei war eine Stelle frei.” Die nahm er an und schwärmt noch immer von den zuckrigen Leckereien, die noch etwas süßer seien als die in Deutschland.

Nur 57 Flüchtlinge haben Arbeit begonnen

Nicht bei allen Neu-Düsseldorfern geht es so schnell. Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt haben vor einem Jahr den Integration Point gegründet. Er soll Geflüchtete fit machen für den Arbeitsmarkt und sie vermitteln. 3200 Menschen werden dort in Kursen betreut. Nur 57 haben bislang eine Arbeit aufgenommen, neun eine Ausbildung begonnen. 

Es dauert vor allem deswegen so lange, bis Flüchtlinge eine Arbeit beginnen können, weil sie zunächst Deutsch lernen müssen. Bis sie gut sprechen können und auch die Fachwörter in einem Unternehmen verstehen, kann es schon mal einige Monate oder sogar Jahre dauern. 

Mohammad spricht jede Woche besser, findet sein Chef. Deutsch lernt er bei der Arbeit ganz nebenbei. Und natürlich besucht der junge Syrer auch einen Sprachkurs. Die Kurse könnten noch besser auf die Arbeit abgestimmt sein, findet die Bäckerei. Mohammad arbeitet von 20 bis 4 Uhr. Wenn die Kurse um 7 Uhr begännen, sei das in der Branche besser. Es gibt eben noch Dinge, die besser laufen könnten.

Nachhilfe beim Mittagessen

Bislang haben neun junge Flüchtlinge eine Ausbildung begonnen. Abdirashid ist einer von ihnen. Der 22-jährige Somalier ist seit einem Jahr und neun Monaten hier. Nachdem er zunächst ein Praktium beim Online-Maschinenhandel Surplex in Rath gemacht hat, wird er seit Sommer zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausgebildet. Und das ist manchmal ganz schön kompliziert.

“In Somalia gibt es solche Unternehmen nicht”, sagt Abdirashid. “Auch so etwas wie Bürgerliches Recht gibt es da nicht.” Das muss er jetzt in der Berufsschule mühsam lernen. Aber es klappt. Auch wegen seiner Kollegen. Sie nehmen sich auch mal beim Mittagessen Zeit für Nachhilfe. Oder sie besorgen ihm eine Wohnung. Auch seine Chefs helfen ihm. Sie setzten sich dafür ein, dass er eine Ausbildung machen kann. Ursprünglich sollte er nach seinem Praktikum im Lager helfen. Aber Abdirashid war engagiert, gut und sprach eine Sprache, die für das weltweit tätige Unternehmen wichtig ist.

Auch bei Mohammad läuft es so gut, weil es im Team stimmt. Für die neue Wohnung hatten Kollegen Möbel übrig. Für den Umzug durften sie den Bäckerei-Lastwagen ausleihen. Wenn Flüchtlinge also gut in Deutschland und bei der Arbeit ankommen sollen, zählen Sprache, Integration – und offene Menschen.

Integration Point lernt dazu

Daran, dass das alles gut zusammenspielt, arbeitet auch der Integration Point. Da weiß man: Es gibt noch viel zu tun und zu lernen. Auch für die Mitarbeiter im Integration Point. Die Menschen, die sie betreuen kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Und da gibt es ganz unterschiedliche Sitten. In Syrien ist es unüblich, Fremden die Hände zu schütteln oder dem Chef in die Augen zu gucken. Im Iran endet die Schulpflicht mit zehn Jahren, in Eritrea gibt es sie gar nicht. In Somalia gibt es überhaupt kein staatliches Bildungssystem.

Die unterschiedlichen Menschen benötigen also auch eine unterschiedliche Förderung in Deutschland. Ein großes Problem: Flüchtlinge, die bereits erwachsen sind, aber keinen Schulabschluss haben. Dann ist nämlich auch in Deutschland die Schulpflicht abgelaufen, einen Abschluss zu machen, ist schwierig, eine Ausbildung oder gar ein Studium scheint unmöglich.

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Veröffentlicht am 30. September 2016
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