Stell dir vor: Menschen machen Selfies vor einem Kriegsbild. Genau mit diesem verstörenden Moment endet “Guernica Guernica”, ein wortloses Theaterstück des belgischen Kollektivs FC Bergman, das am 19. September in der Bochumer Jahrhunderthalle im Rahmen der Ruhrtriennale Uraufführung feierte.
Theater ohne Worte, aber mit Gänsehaut
Das Stück kommt komplett ohne Dialoge aus – und trotzdem (oder gerade deshalb) bleibt einem manchmal die Luft weg. Statt Story gibt es Bilder, Musik und Massenszenen. Drei große Bilder, die zeigen: Gewalt ist überall – in der Vergangenheit, bei den Täter*innen, aber auch in uns als Zuschauenden.
Drei Bilder, drei Welten
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Das Grauen: Ein eingefrorenes Kriegsbild, inspiriert von Picassos Gemälde “Guernica”. 80 Menschen liegen wie Tote auf der Bühne. Eine Drohne fliegt darüber, ihre Nahaufnahmen landen auf riesigen Screens. Brutal nah.
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Das Fest der Täter*innen: General Emilio Mola feiert Geburtstag. Nazis, Piloten, Champagner, Kinder mit Spielzeugbombern – alles wirkt normal, fast fröhlich. Aber genau das macht es so unheimlich.
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Picasso & die Selfies: Picasso malt sein berühmtes Bild live nach. Doch währenddessen füllt sich die andere Seite der Leinwand mit Touris von heute, die das Kunstwerk abfotografieren. Das Grauen wird instagrammable.
Warum das wichtig ist
Die Inszenierung stellt keine Antworten bereit. Sie zwingt dich, Fragen zu stellen:
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Was machen all die Bilder von Krieg mit uns?
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Konsumieren wir sie nur noch wie Insta-Content?
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Können wir überhaupt verstehen, was Krieg bedeutet?
Unser Fazit
“Guernica Guernica” ist schwer, intensiv und extrem eindrücklich. Kein Theaterabend zum Wohlfühlen, sondern einer, der dich rausgehen lässt mit einem Kloß im Hals – und der Frage, wie wir heute eigentlich mit Kriegsbildern umgehen.