In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen wurden gejagt, geschlagen, verhaftet und ermordet. Auch in Düsseldorf war die Gewalt brutal: Über 450 Überfälle auf Wohnungen und Geschäftsräume, mindestens 70 verletzte Menschen und 13 Ermordete – allein hier in der Stadt.
Die große Synagoge an der Kasernenstraße, einst ein prachtvolles Zentrum des jüdischen Lebens, wurde von SA-Männern in Brand gesteckt. Die Feuerwehr stand daneben – durfte aber nur verhindern, dass das Feuer auf Nachbarhäuser übergreift. Viele Düsseldorfer*innen sahen zu. Manche halfen. Andere schwiegen. Und für viele ihrer jüdischen Nachbar*innen begann in dieser Nacht das, was in den Vernichtungslagern enden sollte.
Gedenken, das bewegt: Jugendliche gestalten den Gedenkgang in Eller und Lierenfeld
Fast 90 Jahre später übernehmen junge Menschen die Verantwortung, diese Geschichte weiterzutragen.
Beim Gedenkrundgang am Montag, 10. November 2025, gestalten Schüler*innen des Gymnasiums Bernburger Straße, des Lore-Lorentz-Berufskollegs, der Volker-Rosin-Grundschule, der Schule am Eller Forst sowie der Dieter-Forte-Gesamtschule Erinnerungsorte in den Stadtteilen Eller und Lierenfeld.
Entlang der Gumbertstraße und Reisholzer Straße erzählen sie vom Leben jüdischer Familien, die hier lebten – mit Installationen in Schaufenstern, die bis zum 23. November sichtbar bleiben. So wird aus Geschichte wieder ein Ort: mitten im Viertel, auf der Straße, im Alltag.
Start: 17.30 Uhr am Infopoint IndividuEller (Gumbertstraße 173)
Anschließend: Ökumenischer Gottesdienst um 19 Uhr in der Kirche St. Michael (Posener Straße 1)
Warum das Erinnern wichtig bleibt
Das Novemberpogrom war kein spontaner Ausbruch von Wut – es war ein geplanter Angriff auf jüdisches Leben, organisiert von der nationalsozialistischen Regierung. Und es passierte nicht irgendwo, sondern hier: in unseren Straßen, in unserer Stadt.
Erinnern bedeutet, nicht wegzusehen. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus und Hass wieder lauter werden, ist Erinnerung ein Akt von Haltung. Wenn Jugendliche heute den Gedenkgang gestalten, zeigen sie: Erinnerung ist nichts Vergangenes – sie ist lebendig. Sie verändert, wie wir heute miteinander leben.

