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Stress, Streit, Gewalt – Hilfe bei Familien-Problemen in der Corona-Krise

24.03.2020

Fühlst du dich gerade wie in einem Science-Fiction-Film? Ein Virus beherrscht die Welt. Fitness-Studios, Kinos und Cafés sind zu. Jetzt herrscht auch noch Kontaktverbot und jeder Mensch soll am besten zuhause bleiben. Und das kann ganz schnell zu einem Horror-Film werden.

Zuhause ist es eng. Du musst dir womöglich mit Geschwistern ein Zimmer teilen. Und – das hättest du nicht für möglich gehalten – deine Eltern nerven noch mehr als sonst. In dieser extremen Situation kann es in der Familie häufiger zu Ärger und Gewalt kommen.

Darum gibt es jetzt mehr Ärger

"Wir sind jetzt alle mehr zuhause", erklärt Kristina Oehlmann vom Trebe-Café. "Einige Jugendliche merken jetzt, wie scheiße es da wirklich läuft." Das Trebe-Café ist für Mädchen und junge Frauen in schwierigen Lebenslagen da. Bislang  kommen wegen der Corona-Krise noch nicht mehr Hilfesuchende zum Café. Aber Oehlmann wäre für sie da. "Geöffnet haben wir nicht mehr, aber wir beraten und versorgen mit Abstand an der Tür", sagt sie. 

Wie schlimm es jetzt zuhause werden kann, könne man an China ablesen, weiß Bettina Erlbruch, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Düsseldorf. China war als erstes von Corona betroffen. Dort mussten die Menschen schon früher zuhause bleiben. Es gab dort drei Mal so viele Anzeigen wegen häuslicher Gewalt als sonst.

Die Mädchen-Beratung ProMädchen ist vorbereitet. "An unseren Beratungstelefonen sitzen keine Verwalterinnen, sondern Beraterinnen, die direkt helfen können", sagt Martina Sandkuhl vom Verein. Noch sind bei ihr keine schwierigen Familien-Probleme aufgrund der Corona-Situation angekommen, aber: "Wenn die Welle da ist, können wir reagieren", sagt Sandkuhl.

Denn ebenso wie in China, können Probleme jetzt auch in Düsseldorf schnell hochkochen. Alles dreht sich um das Wort "Corona". Ängste, Nöte, Verharmlosung, Fakes schwirren herum. Man kann sich nicht mehr mit allen Freund*innen treffen. Und zuhause kann man sich nicht mehr aus dem Weg gehen. Konflikte breiten sich aus. Eltern streiten sich. Kinder zoffen sich. Und Eltern und Kinder geraten aneinander.

Das Leben wird enger und stressiger

Das ist alles ganz schön anstrengend und so wird es auch erst einmal bleiben: eng und stressig. Doch es gibt drei gute Tipps, wie man dem Kopf hilft, gut drauf zu bleiben. 

Gut drauf bleiben – 3 Tipps für psychische Gesundheit

1. Nimm weniger Nachrichten auf! 
Klar, du musst gerade auf dem aktuellen Stand in Sachen Corona sein. Aber mach das nur einmal am Tag und beschäftige dich dann mit etwas anderem. Das macht dich doch sonst verrückt! Ein Tipp: Nutz für den aktuellen Stand seriöse Quellen: Robert-Koch-Institut, WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder Quarks. Auch youpod.de greift auf diese Quellen zurück.

2. Struktur für deinen Alltag!
Endlich mal lange ausschlafen und chillen? Das tut dir leider auf Dauer überhaupt nicht gut. Überleg dir lieber, was du am Tag wann alles machen willst. Strukturier also deinen Alltag. Dazu gehört auch, etwas für die Schule zu lernen, ja. Nutz die Zeit, bereite Projektarbeiten oder Klausuren vor. Aber nimm dir auch Schönes vor: mit Freunden telefonieren oder skypen, Sport in der Wohnung oder mit Abstand zu anderen draußen joggen. Das alles tut gut – und es tut gut, wenn du abends merkst, was du alles geschafft hast.
(Tipps zum Lernen, für Sport und Freizeit haben wir hier für dich gesammelt.)

3. Positiv denken!
Ja, das geht auch jetzt. Sie kreativ und versuche in der Krise eine Chance zu sehen. Du wolltest schon immer deine alten Klamotten aussortieren? Perfekt, jetzt hast du Zeit. Oder du überprüfst mal, ob alles so läuft, wie du es möchtest. Wenn nicht, überlege, wie du es ändern kannst.
(Quelle: Interview Bettina Erlbruch, Kinderschutzbund Düsseldorf)

Damit es nicht zu Gewalt kommt (Vorbeugen)

Mit diesen drei Tipps hast du eine Grundlage, um mit dem Kontaktverbot und allen anderen Anstrengungen gut umzugehen. Eventuell knistert es zuhause aber trotzdem ordentlich. Die stressige Situation soll nicht noch schlimmer werden. Aus dem Knistern soll kein Feuer entstehen. 

Du kannst etwas dafür tun, um den Ärger klein zu halten. 

Kein Ärger – 3 Tipps zum Vorbeugen

1. Sprechen und offen sein!
Deine Geschwister nerven, deine Eltern sowieso? Du willst sie am liebsten nur anbrummen und mit den Augen rollen? Du bist nicht der einzige, der so denkt. Aber in der Situation jetzt musst du echt über deinen Schatten springen. Auch, wenn es sich komisch anfühlt. Tägliches Brummen kann jetzt einen riesigen Ärger auslösen. Versuch also gesprächsbereit zu sein, sag morgens „Guten Morgen“, frag, wie es den anderen geht. Und wenn jemand doof mit dir spricht? Atme drei Mal durch, bevor du etwas sagst. Tu alles dafür, damit es nicht mit Worten zu einem Schlagabtausch kommt, der dann eskaliert. 

Da kannst du direkt mal dein Schulwissen über gelingende Kommunikation testen ...

2. Wechsel die Perspektive!
Denk dran, dass es jetzt allen schlecht geht. Alle stehen unter Strom. Du bist mit deinen Gefühlen nicht allein. Du fühlst dich doof und bist von allem genervt. Das ist ok. Aber auch andere fühlen sich genau so und machen sich Sorgen. Deswegen hilft es jetzt, sich in andere hineinzuversetzen. Du kannst bei kleineren Geschwistern übrigens eine große Hilfe sein. Sie verstehen die Situation nicht. Du kannst mit tollen Ideen helfen und ablenken. Bau ihnen doch mal eine Abenteuerlandschaft. 

3. Nutz die Chance!
Du tauschst dich mit deiner Familie aus und fühlst dich in sie hinein. Und eventuell merkst du, dass das gut tut. Vielleicht kommt ihr euch als Familie wieder näher. Ergreif diese Chance in der Krise! Achte mit darauf, dass ihr einmal am Tag zu einem schönen Austausch zusammenkommt. Sprecht über einen tollen Film, einen spannenden Online-Artikel oder kramt alte Spiele wie Uno raus. 
(Quelle: Interview Bettina Erlbruch, Kinderschutzbund Düsseldorf)

Die Chance sehen – das findet auch Martina Sandkuhl von ProMädchen entscheidend. Bei allem Stress und der Ungewissheit zurzeit, sollten Jugendliche trotzdem versuchen, die Ruhe zu nutzen. Denn die gibt es durchaus. Nicht jede Schule schickt massenweise Aufgaben für den heimischen Schreibtisch. Es bleibt Zeit für eigene Projekte. Jeder Mensch kann jetzt kreativ sein und überlegen, was er besonders gerne macht.

Wenn es doch mal schlimm wird (Notfall)

Mit diesen drei Tipps hast du schon einiges getan, um den Streit in deiner Familie klein zu halten. Aber irgendwann hast du es nicht mehr in der Hand. Wenn es zu Bedrohungen oder Gewalt kommt, benötigst du Hilfe – und die bekommst du. 

Der Ärger ist zu groß – Deine 3 Schritte

1. Schritt: Austausch
Wenn der Ärger zuhause zu groß wird, sprich unbedingt mit Freunden darüber. Wenn du einfach zuhause raus musst, kannst du eventuell bei ihnen für eine ganze Weile bleiben. Schnapp dir auf keinen Fall den Schlafsack und bleib alleine auf der Straße. Das Risiko ist zu hoch.

2. Schritt: Jugendberatung
Wenn das nicht mehr hilft, ist die Jugendberatung für dich da. Nimm das Handy, schließ dich ein und sprich in Ruhe mit den Berater*innen. Die Hilfe ist kostenfrei und anonym. 
Nummer gegen Kummer: 116 111 
(Montag bis Samstag: 14 bis 20 Uhr)

3. Schritt: Jugendamt
Wenn du schon häufiger Probleme in der Familie gehabt hast, kannst du dich auch an das Jugendamt wenden. Keine Sorge. Das ist nicht schlimm. Die Berater*innen überlegen mit dir zusammen, was das Beste ist. Eine Lösung kann auch sein, dass sie für dich abklären, ob du eine Zeit lang bei Freunden wohnen kannst. 
Telefonnummer Jugendamt: 0211-89 92 400 
(Quelle: Interview Bettina Erlbruch, Kinderschutzbund Düsseldorf)

Akute Gefahr!
Wenn du bedroht wirst und dich gerade noch vor den Schlägen in dein Zimmer flüchten kannst, darfst du natürlich auch bei der Polizei anrufen. Wähle die Nummer aber bitte nur bei akuter Gefahr: 110. 

Die Hilfe bleibt auch in der Krise

Fitness-Studios, Kinos und Cafés sind zu. Ja. Aber die Hilfen sind noch da. Viele Anlaufstellen mussten zwar schließen, aber die Beratung gibt es trotzdem noch – wie beim Trebe-Café. Natürlich müssen sich die Mitarbeiterinnen daran halten, Einen Abstand bei der Beratung einzuhalten. Aber die Hilfe für Mädchen und junge Frauen bleibt erhalten. "Wir sind immer noch auf der Straße unterwegs", sagt Kristina Oehlmann vom Trebe-Café, das sich dort auch um obdachlose und drogenabhängige junge Frauen kümmert. "Wann wir wo sind, posten wir bei Instagram." 

Oehlmann verweist auf die gute Vernetzung zu Jugendclubs. Auch die Clubs sind geschlossen, aber für alle Jugendlichen gut zu erreichen. Sie posten ihre Telefonnummern, Online-Angebote und Video-Chats in den Sozialen Medien. 

In wenigen Tagen haben Clubs und Jugendgruppen ihr Angebot angepasst. Treffen und Kontakt laufen per Chat. Mal gibt es ein Wochen-Quiz zum Spaß, mal Umfragen und kreative Stories zur Beschäftigung. 

Die Menschen sind noch da – auch, wenn wir sie weniger sehen.



Kostenlose Telefonnummern für schnelle Hilfe

Familien-Notrufnummer von Kaiserswerther Diakonie und Jugendamt:
0211-40 93 409 (rund um die Uhr; bei familiären Konflikten und Problemen)

Notfallnummer des Bezirkssozialdienst des Jugendamtes:
0211-89 94 455 (28., 29. und 30. Dezember 2020, 8 bis 17 Uhr) oder bsd209@duesseldorf.de

Nummer gegen Kummer für Jugendliche: 
116 111 (Montag bis Samstag, 14 bis 20 Uhr)

Kinder- und Jugendtelefon:
0800-111 0 333

Mädchen-Beratung ProMädchen:
0211-48 76 75

speziell zur Corona-Krise: Pädagogisch-psychologisches Hilfetelefon des Jugendamtes und der Beratungsstellen: 0211-89 95 334 (montags bis freitags: 8 bis 17 Uhr)

Allgemeines Hilfetelefon für Jugendliche des Düsseldorfer Jugendamtes: 
0211-89 92 400

frauenberatungsstelle düsseldorf e. V.: 0211-68 68 54 (täglich von 10 bis 22 Uhr) oder info@frauenberatungsstelle.de (im Akutfall ist eine Unterbringung der betroffenen Frauen* und ihrer Kinder möglich)

Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen":
08000-116 016 (Beratung und Infos in 18 Sprachen)

Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch":
0800-22 55 530 (Montag, Mittwoch und Freitags: 9 bis 14 Uhr, Dienstag und Donnerstag: 15 bis 20 Uhr

Diakonie Düsseldorf bzw. die AWO FamilienglobusgGmbH bei Gewalt gegen Männer*: 0175-14 84 726

SKM gGmbH Düsseldorf bei Gewalt gegen Männer*:  0211-23 39 480 (Zentrale) (www.echte-männer-reden.de/berater/manfred-hoeges) sind möglich.

Telefonseelsorge: 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222

+++ Infos, Tipps und Links zum Corona-Virus findest du im Special youpod.de/corona +++


von youpod/jt

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