Wem soll man bei der Landtagswahl seine Stimme geben? Eine Diskussionsrunde vom Jugendring Düsseldorf sollte am Mittwoch jungen Wählern bei der Antwort helfen. Düsseldorfer Direktkandidaten von SPD, CDU, Grünen, FDP, Linken und Piraten stellten und stritten sich.


Wütend schüttelt Stefan Wiedon, CDU-Kandidat für die am 13. Mai stattfindende Landtagswahl, den Kopf. "Das ist doch völliger Quatsch", ist sein Kommentar zu der Behauptung des Linken-Kandidaten Nils Böhlke, nur Kinder, deren Eltern "dicke Geldbeutel" haben, können aufs Gymnasium gehen. Auch die anderen Vertreter der insgesamt sechs anwesenden Parteien sind komplett anderer Meinung.

Ein Bild für junge Wähler

Allerdings sind während dieser zweieinhalbstündigen Diskussion eigentlich alle verschiedener Meinung. Zu Themen wie Bildung, Teilhabe oder Internet stellten Piraten, Linke, FDP, CDU, SPD und Grüne vor etwa 30 Zuhörern ihre Parteiprogramme vor. Ziel war es, jungen Wählern die Entscheidung leichter zu machen, wen sie wählen sollen. Sie konnten sich ein Bild davon machen, wie die Parteien auftreten und was sie zu den einzelnen Bereichen zu sagen haben.

Angefangen wird mit dem, besonders für das junge Publikum, wichtigen Thema Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an der Politik. Für "Pirat" Frank Herrmann ein wunder Punkt, denn zu diesem Thema gibt es nicht einmal ein Kapitel in ihrem Wahlprogramm. Dazu gehört natürlich auch das Wahlalter 16, für das sich fast alle Kandidaten positiv aussprechen. Nur CDU-Mitglied Wiedon räumt ein, dass die Mehrheit seiner Partei gegen diese Veränderung ist.

Diskussion um Bildung

Auch das Thema Bildung wird lange diskutiert, die Piraten stellen ein ganz neues System vor, bei dem nicht das ganze Schuljahr, sondern nur der nicht bestandene Kurs wiederholt werden muss. Die Linke ist für eine sogenannte Einheitsschule, da die Aufteilung auf die drei verschiedenen Schultypen nicht gerecht sei. "Die Gymnasiasten kommen doch sowieso alle aus Oberkassel", sagt Böhlke wütend und plakativ. SPD-Kandidat Markus Weske hat sofort Zahlen zur Hand und meint, dass dann 60 Prozent der Düsseldorfer Schüler aus Oberkassel kommen müssten. Eine hitzige Diskussion entsteht, die dann aber vom Moderator, Jugendring-Geschäftsführer Achim Radau-Krüger, unterbrochen wird.

Die Zuschauer wirken überrascht und auch belustigt. Soviel Temperament und Streit hatte bei der Wahlveranstaltung keiner erwartet. Die Stimmung ist locker, von den Kandidaten nimmt keiner ein Blatt vor den Mund.

Internet als Wahlkampf-Thema

Nächstes Thema ist das Internet, das durch die Piratenpartei in den letzten Monaten einen hohen Stellenwert erhalten hat. Merklich stolz berichtet Kandidat Herrmann von dem Internetauftritt der Partei und wie via E-Mail und Twitter kommuniziert wird. Der auffallend junge Grünen-Kandidat Martin Abel kontert, denn Online-Wahl war bei seiner Partei schon vor Jahren möglich. Pioniere sind die Piraten vielleicht also doch nicht.

Und obwohl alle Parteien sich einig sind, das dass Internet genutzt werden sollte, geben CDU- und SPD-Kandidat zu bedenken, dass ältere Parteimitglieder dadurch ausgeschlossen werden könnten. Die beiden Konkurrenten sind den ganzen Abend ein lustiges Duo: mal völlig zerstritten und mal entsetzt und in trauter Zweisamkeit tuschelnd über die anderen Kandidaten.

Schulden abbauen – aber wie?

Weiter geht es mit Finanzplänen. Trotz weiteren hitzigen Diskussionen ist der Tenor deutlich zu vernehmen: Schulden will man abbauen und möglichst keine neuen machen. Wie, da gehen die Geister auseinander.

Umwelt und Kö-Bogen in der Schlussrunde

Moderator Radau-Krüger fällt es schwer, die Diskussion zu unterbrechen, aber aus zeitlichen Gründen läutet er die Schlussrunde ein. Und diese ist noch mal aufschlussreich. Linken-Kandidat Böhlke gibt sich gewohnt ruhig, "Pirat" Herrmann hat aufgrund der unerwartet positiven Wahlaussichten noch keinen wirklichen Inhalt vorzuweisen und bittet um Verständnis und Stimmen. Er war den ganzen Abend sehr ruhig und man hatte oft das Gefühl, er würde sich davor drücken, etwas zu sagen.

Der junge Grünen-Kandidat Abel geht auf den Klimaschutz ein und wie sehr dieser seiner Partei am Herzen liegt. Das Thema Umwelt wurde in der Diskussionsrunde leider nicht aufgegriffen. FDP-Kandidat dehnt sein Schlussplädoyer aus, das vorrangig davon handelt, die Verbotskultur in NRW wieder aufzubrechen. Danach redet Wiedon von der CDU. Kurz und knackig bittet er um Stimmen, da er meint seine Partei könne soziale Gerechtigkeit am besten umsetzten. SPD-Mitglied Weske ist gewohnt kontrovers. Seine in der Schlussrunde geäußerte Kritik am Bauprojekt "Kö-Bogen", artet beinahe wieder in eine hitzige Debatte aus.

Gelungener Abend mit schwieriger Sprache

Alles in allem dennoch ein gelungener Abend, bei dem auch gelacht wurde. Zwar waren es viele Informationen und die Diskutierenden wählten nicht unbedingt eine Sprache, die für Jugendliche verständlich war. Aber mitnehmen konnte man trotzdem einiges.

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Veröffentlicht am 5. Mai 2012
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