Wie sieht “jüdisches Leben” eigentlich aus? Die kurze Antwort von Tanya Raab: So vielfältig wie die Menschen, die es leben. Die lange Antwort liefert sie in ihrem Buch “Shalom zusammen!” – und die lohnt sich besonders für junge Menschen.
Tanya Raab, Jahrgang 2000, gehört selbst zur Gen Z und ist vielen bereits über ihren Instagram-Account @oy_jewish_mamma begegnet. Dort teilt sie täglich Aufklärung über Judentum, Antisemitismus und Erinnerungskultur – immer humorvoll, immer klar, immer politisch. Was sie online macht, vertieft sie jetzt in ihrem Buch: persönlich, klug und extrem zugänglich geschrieben.
Ein Leben zwischen Fitnessstudio, Regenbogen-Kippa und Antisemitismus
Tanya beschreibt, wie sie als Kind ukrainisch-jüdischer Kontingentflüchtlinge in Deutschland aufwächst – oft mit dem Gefühl, “anders” zu sein. Auf dem Schulhof hört sie “Du Jude” als Beleidigung, später beim Dating den Satz “Du siehst ja gar nicht jüdisch aus.” Dazu kommen Ratschläge, ihre Identität lieber zu verstecken.
Doch Tanya entscheidet sich dagegen. Heute trägt sie ihre Davidsternkette im Fitnessstudio und ihre Regenbogen-Kippa beim Einkaufen – ein bewusstes Statement: Jüdisches Leben ist lebendig, divers, queer und modern.
Aufklärung im Gen-Z-Modus
Was Tanya ausmacht: Sie erklärt komplexe Themen, ohne belehrend zu sein. Im Buch räumt sie unter anderem auf mit:
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Klischees über “typisch jüdisches Aussehen”
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exotisierenden Vorstellungen über Jüd*innen
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Missverständnissen über Religiosität
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der Idee, queere Identität und Judentum passten nicht zusammen
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der deutschen Erinnerungskultur, die manchmal lieber Held*innengeschichten erzählt, statt hinzuschauen, wer wirklich Widerstand geleistet hat
Sie spricht auch über Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Schichten – bis hin zu körperlicher Gewalt, die sie nach dem 7. Oktober selbst erlebt hat. Trotzdem bleibt der Ton nicht düster, sondern empowernd: Tanya will, dass wir über Vorurteile sprechen. Und das nicht abstrakt, sondern als Teil unseres Alltags.
Warum das Buch für Jugendliche wichtig ist
Viele junge Menschen kennen das Judentum vor allem aus Unterricht, Gedenktagen oder den Nachrichten. Tanya zeigt eine andere Perspektive: jüdisches Leben heute, aus Sicht einer jungen Frau, die auf Social Media aktivistisches Wissen teilt, Memes postet, Umfragen macht und gleichzeitig Studentin, Lehramtsanwärterin und queer-feminstische Aktivistin ist.
Das Buch ist ideal für alle, die:
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verstehen wollen, wie vielfältig das Judentum wirklich ist
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sich gegen Antisemitismus engagieren wollen
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Gen-Z-Perspektiven feiern
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persönliche Geschichten stärker finden als trockene Fakten
Und dabei ist es vor allem eines: ein Gesprächsöffner.
Lesung in Düsseldorf
Wenn ihr Tanya live erleben wollt:
Am Donnerstag, 27. November, um 18 Uhr liest sie in der Zentralbibliothek Düsseldorf (Herzkammer) aus “Shalom zusammen!” – mit anschließendem Gespräch.
Der Eintritt ist frei, keine Anmeldung nötig.
Fazit
“Shalom zusammen!” ist ein wichtiges, mutiges und überraschend leicht zu lesendes Buch darüber, was es bedeutet, heute in Deutschland jüdisch, queer und jung zu sein. Tanya Raab schreibt mit Witz, Klarheit und großer Zugewandtheit und lädt uns ein, eigene Bilder von Judentum zu überprüfen.
Ein Buch, das bleibt. Und das man in der Schule, im Freundeskreis oder einfach auf Insta weiterdiskutieren will.

