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Schulen in NRW öffnen wieder - ist das Demokratie?

23.04.2020

Seit dem heutigen Donnerstag findet in NRW wieder Unterricht für Schüler*innen der Abiturjahrgänge statt. Währenddessen genehmigt das Ordnungsamt vor der Staatskanzlei in Düsseldorf eine Kundgebung von 20 Schüler*innen des Bündnisses Schulboykott NRW - unter strengen Auflagen. Es gilt ein Mindestabstand von zwei Metern und alle tragen Masken. 

Auf einmal soll Seife in die Schule kommen?

Auch die Schule soll unter solchen Hygienevorschriften weitergehen. Der Mindestabstand soll ständig eingehalten werden, auf den Fluren und in den Klassenzimmern, und zudem sollen auf den Fluren möglichst Masken getragen werden und alle Schulen sollen mit Desinfektionsmitteln und/oder Seife versorgt werden. Und das, wo einige Schulen allgemein in keinem guten Zustand sind, es dort auch schon vor Corona kaum Klopapier gab und die Seifenspender nicht funktionieren.

Masken und Desinfektionsmittel werden zudem in Krankenhäusern und Pflegeheimen dringend benötigt. Wie soll das alles in so kurzer Zeit korrigiert werden? Und wie realistisch ist es, dass alle Schüler und Lehrer in der Schule dauerhaft den Mindestabstand und die Hygieneregeln einhalten können? Alleine der Schulweg mit Bus oder Bahn lässt die Einhaltung der Regelungen kaum zu. 

Schüler werden zu Krankheitsträgern

Den demonstrierenden Schülern wird vorgeworfen, sie wollen sich vor dem Abitur bloß drücken. Doch viele Schüler gehören entweder selbst zur Risikogruppe, oder haben Risikopatienten in der Familie, ob Eltern oder Geschwister. Durch eine Öffnung der Schulen werden die Schüler zu Krankheitsträgern und eröffnen damit weitere Möglichkeiten für Infektionswege. 

Das Lockern der Regeln in dieser Form kann zu einer weiteren Infektionswelle führen. Die Lockerung ist außerdem mit auf der kurzfristigen Senkung der Fallzahlen begründet, die durch die Kontaktsperre herbeigeführt wurde. Eine Eröffnung von so vielen weiteren Infektionswegen, wie in einer Schule, führt zu einem weiteren Anstieg.

Kurzes Beispiel: Ihr trainiert für einen Wettkampf im Sport. Mehrere Wochen vor dem Wettkampf ist eure Geschwindigkeit sehr gut und das Training zeigt seine Erfolge. Hört ihr jetzt einfach auf zu trainieren?  Natürlich können wir nicht für immer weiter trainieren. Aber bis zu dem Wettkampf, dem Punkt an dem der Erfolg sich endgültig zeigt und die Pandemie "unter Kontrolle" ist, sollten wir es aufrecht erhalten.

"Pflicht der Abiprüfungen ist sozial unfair" 

Neben dem Schulstart sollen auch die Abiprüfungen bald nachgeholt werden. Doch auch das halten die Schüler*innen von Schulboykott NRW für unverantwortlich und unfair. 

Es wird argumentiert, dass die Schüler*innen während der Kontaktsperre sogar mehr Zeit zum Lernen bekommen hätten. Doch dabei herrscht große soziale Ungleichheit. Wer sein Zimmer mit Geschwistern teilt, kann nun auch nicht mehr in der Bibliothek lernen. Nachhilfe war ebenfalls nur eingeschränkt möglich. Wer kaum oder nur schlechtes Internet zu Hause hat, kann auch die digitalen Lernangebote der Schulen nicht nutzen. Und wer keinen eigenen Computer oder Tablet hat, kann auch nicht mithalten. 

Abi + Corona = zu viel Druck

Außerdem befinden wir uns durch Corona in einer Ausnahmesituation. Viele Schüler stehen durch das Abitur sowieso schon unter Druck oder leiden anderweitig unter psychischen Problemen. Die Angst um Familienmitglieder, die ständige Isolation und Einschränkung und die wochenlange Unklarheit der Politik über das Abitur stresst diese Schüler noch zusätzlich. Zudem wird von einem Anstieg an häuslicher Gewalt ausgegangen. 

Forderung nach Durchschnittsabitur

In so einer Situation am "traditionellen Abitur" mit Prüfung festzuhalten, finden die Schüler*innen von Schulboykott NRW untragbar. Ein Alternativvorschlag wäre, das Durchschnittsabitur, bei dem der Abischnitt aus den Noten der Qualifikationsphase gebildet wird, und die Teilnahme an den Prüfungen nicht zwingend, sondern freiwillig zu ermöglichen.

15 Demonstrant*innen vor Ort, 1400 in Gedanken dabei

Die Gruppe von Schülern unter dem Namen Schulboykott NRW hat bereits am Montag mit 15 Menschen vor der Staatskanzlei demonstriert. Da nur wenige Teilnehmer*innen erlaubt sind, haben sie dazu aufgerufen, Namen zu schicken. Insgesamt haben über 1400 Schüler, aber auch Lehrer aus NRW ihre Namen an die Schüler geschickt, die dann vor der Staatskanzlei vorgelesen wurden. Auch der Jugendrat Düsseldorf hatte sich in der vergangenen Woche gegen die Abschlussprüfungen ausgesprochen.

"Jugend wird in Politik übergangen"

Letztendlich kommt die Frage auf, wieso auch bei dieser Entscheidung die Betroffenen (die ja auch noch nicht wahlberechtigt sind) in keiner Weise einbezogen wurden. Die Jugend wird in der Politik anscheinend immer wieder übergangen oder wie eine Spielfigur hin und her bewegt. Natürlich kommt es in der Öffentlichkeit besser an, wenn man von "Zurück zur Normalität" und "Alles wird gut" spricht. Doch ist das schon das richtige Zeichen? Sollten Menschen das als Ansatz nehmen um wieder mehr rauszugehen?  

Wir müssen in dieser Krise mit Abstand zusammenhalten und aufeinander achtgeben, damit wir nicht die Gesundheit aller aufs Spiel setzen. 


Weitere Informationen zum Schulboykott NRW findet ihr auf Instagram @schulboykottnrw. 

Bleibt gesund!




+++ Infos, Tipps und Links zum Corona-Virus findest du im Special youpod.de/corona +++



von January

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